27 November 2025
Fluginsekten
Hummeln gehören zu den auffälligsten Insekten unserer Natur. Mit ihrem pelzigen Körper, dem tiefen Brummen und ihrem friedlichen Verhalten sind sie bei vielen beliebt. Gleichzeitig spielen sie eine entscheidende Rolle für die Bestäubung zahlreicher Pflanzen. Gerade in Gärten und Siedlungsräumen lassen sie sich gut beobachten.
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Hummeln gehören wie Honig- und Wildbienen zur Familie der Echten Bienen (Apidae). Weltweit gibt es über 250 Arten, in Mitteleuropa rund 40. Besonders häufig sind die Dunkle Erdhummel (Bombus terrestris), die Helle Erdhummel (Bombus lucorum) oder die Gartenhummel (Bombus hortorum).
Typische Merkmale:
Kräftiger, rundlicher Körper mit dichter Behaarung
Deutlich hörbares Brummen beim Fliegen
Schwarz-gelbe Zeichnung, manchmal mit weissen oder roten Segmenten
Sehr friedlich und nicht stechfreudig
Hummeln sind hervorragende Bestäuber. Dank ihrer Fähigkeit zur Vibrationsbestäubung (Buzz-Pollination) können sie Blüten zum Vibrieren bringen und so Pollen lösen, die anderen Insekten verborgen bleiben. Besonders Tomaten, Paprika, Gurken oder Beeren profitieren davon.
Hummeln fliegen schon bei kühlen Temperaturen (ab 2 – 3 °C) und schlechtem Wetter. Bienen werden im Vergleich erst ab Temperaturen von 9 bis 10 °C aktiv. Das dichte, pelzige Fell der Hummeln isoliert den Körper, hält die Wärme und ermöglicht so auch bei niedrigen Temperaturen das aktive Fliegen. Dadurch sichern sie die Bestäubung über einen längeren Zeitraum. Zudem sind sie für einige frühblühende Obstpflanzen (bspw. Pflaumen, Kirschen oder Zwetschgen) unverzichtbar.
Wie viele Insekten stehen auch Hummeln heute unter Druck und sind teilweise vom Aussterben bedroht. Eine aktuelle Studie (Ghisbain et al., 2024) zeigt besorgniserregende Zahlen: In den nächsten 40 – 60 Jahren könnten über 75 % der europäischen Hummeln gefährdet sein. Verschiedene Faktoren führen dazu, dass ihre Lebensräume kleiner und ihre Bestände labiler werden:
Verlust von Lebensräumen: Blütenreiche Wiesen, Feldränder und Brachen verschwinden zunehmend durch intensive Landwirtschaft, Siedlungsbau oder häufiges Mähen. Damit fehlt es den Hummeln an Nahrung und geeigneten Nistplätzen.
Krankheiten: Hummeln wurden wegen ihrer effizienten Bestäubung von Pflanzen (besonders Tomaten) seit den 1980er Jahren vermehrt gezüchtet. Diese gezüchteten Hummelnester wurden anschliessend in die ganze Welt verschifft und mit ihnen unbeabsichtigt Krankheitserreger, gegen die die heimischen Hummelarten nicht gewappnet sind.
Pestizide: Viele Pflanzenschutzmittel schwächen die Orientierung, das Lernverhalten und die Entwicklung von Hummeln. Selbst geringe Mengen können dafür sorgen, dass Hummeln negative Konsequenzen erleiden (Fischer et al., 2023; Nouvian et al., 2023).
Klimawandel: Hitzewellen, veränderte Blühzeiten oder extreme Wetterereignisse verschieben das empfindliche Gleichgewicht zwischen Blütenangebot und Hummelaktivität. Manche Arten finden nicht mehr genug Nahrung zur richtigen Zeit.
Die Kombination dieser Einflüsse sorgt dafür, dass manche Arten stark zurückgehen oder regional bereits verschwunden sind. Dies ist nicht nur extrem schade, sondern setzt das gesamte Ökosystem unter Druck, da bis zu 90 % aller Wildpflanzen auf die Bestäubung von Hummeln zumindest teilweise angewiesen sind.
Hummeln sind friedliche Insekten und spielen eine wichtige Rolle im Ökosystem. Durch die oben genannten Umstände geraten sie jedoch zunehmend unter Druck und werden immer seltener. Wenn Sie die süssen Brummer unterstützen und ihnen etwas Gutes tun möchten, können Sie einige einfache Massnahmen unternehmen:
Blütenreiche Pflanzen im Garten oder auf dem Balkon fördern
Wilde Ecken (Platz, wo die Natur freien Lauf nehmen kann), Totholz oder Laubhaufen als Nistmöglichkeiten belassen
Auf chemische Spritzmittel im Garten verzichten
Trinkstellen mit flachem Wasser und Steinen bereitstellen
Hummeln bei ihrer Arbeit nicht stören oder unterbrechen
Insektenhotels aufstellen
Mit diesen Massnahmen machen Sie nicht nur Hummeln eine Freude, sondern unterstützen generell die heimische Artenvielfalt, die leider zunehmend bedroht wird. Auch Bienen, Schmetterlinge und diverse Käferarten, werden die verbesserten Bedingungen mögen!
Ja, Hummeln können zwar stechen, allerdings nur die Weibchen. Zudem stechen sie sehr selten und nur bei direkter Bedrohung oder im Notfall (bspw. wenn man auf eine Hummel tritt). Hummeln sind auch nicht aufdringlich wie zum Beispiel Wespen, was die Chance noch einmal verkleinert, einen Stich abzubekommen.
Jedoch muss erwähnt werden, dass der Stich einer Hummel (wie auch ein Bienen- oder Wespenstich) Gifte enthält, die für AllergikerInnen gefährlich sein können. Im Gegensatz zu Honigbienen bleibt der Stachel von Hummeln jedoch nicht in der Haut stecken, da er keine Widerhaken besitzt.
Wenn Sie also ein Hummelnest an ihrem Gebäude oder rund herum entdecken, ist dies kein Grund zur Panik. Hummeln sind sehr friedlich und stechen nur, wenn sie sich bedroht fühlen. Sie sind zudem nur einjährig aktiv, also wird ihre Aktivität bei zu kaltem Wetter wieder abklingen.