14 August 2025

Fluginsekten

Bienen: Kleine Helfer mit grosser Bedeutung

Wenn man das Wort "Bienen" hört, denkt man fast automatisch an Honig. Doch diese kleinen Insekten sind weit mehr als nur Honigproduzenten. Unter anderem fördern sie die Biodiversität und sichern die Bestäubung von Pflanzen.

Es ist eine Honigbiene auf einer Pflanze zu sehen.

Während meistens nur von Honigbienen die Rede ist, gibt es in der Schweiz noch über 600 Bienenarten mehr (die sogenannten Wildbienen) die mindestens genauso wichtig sind wie ihre bekannten Schwestern. In diesem Beitrag zeigen wir Ihnen die Unterschiede und Besonderheiten der Bienenarten in der Schweiz.

Bienenfamilie

Obwohl Honigbienen und Wildbienen unterschiedlich leben, haben sie trotzdem einiges gemeinsam. Beide gehören zur Familie der Echten Bienen (Apidae), zu der auch die Hummeln (Bombus) gehören. Sie ernähren sich von Nektar und Pollen, die sie an ihre Brut weitergeben.

Ihr Körper ist mit feinen Haaren bedeckt, die beim Sammeln von Pollen helfen. Viele Arten besitzen spezielle Strukturen an den Hinterbeinen, sogenannte Pollenhöschen oder Borsten, um den Pollen effizient zum Nest zu transportieren. So tragen alle Bienen zur wichtigen Bestäubung von Pflanzen bei.

Honigbienen

Die Europäische Honigbiene (Apis mellifera) ist in Mitteleuropa domestiziert und lebt in grossen, hochorganisierten Völkern von 10'000 bis 40'000 Tieren. Innerhalb des Stocks hat jedes Tier eine klare Aufgabe:

  • Die Königin legt Eier und steuert das Volk über Pheromone.

  • Die Arbeiterinnen sammeln Nektar und Pollen, bauen Waben, pflegen die Brut und verteidigen das Volk.

  • Die Drohnen (männliche Bienen) sind für die Begattung junger Königinnen zuständig.

Eine Europäische Honigbiene (Apis Mellifera) sitzt auf einer violett, gelben Blume

Die gesammelten Vorräte sind wichtig, damit das Volk den Winter übersteht. Denn in den kalten Jahreszeiten können die Bienen nicht fliegen und finden draussen keine Nahrung. Der Nektar wird also eingedickt und zu Honig verarbeitet, während der Pollen als eiweissreiche Nahrung für die Brut dient. Beides wird in den Waben gelagert.  

Honigbienen sind nicht nur wichtige Bestäuber von Obstbäumen, Raps und Sonnenblumen, sondern tragen auch zur Vielfalt vieler Wildpflanzen bei. Ein einzelnes Honigbienenvolk besucht tausende von Blüten pro Tag und leistet so einen enormen Beitrag zur Natur.

Schwarmzeit

Im Frühling kann es vorkommen, dass ein Honigbienenvolk zu gross wird und der Platz im Stock knapp wird. Dann beginnt der Schwarmprozess.

Dabei übernimmt im Stock eine junge Königin die "Regierung" und die alte Königin verlässt mit rund der Hälfte der Arbeiterinnen das Nest, um einen neuen Nistplatz zu finden. Das Ziel ist also, dass aus einem Nest zwei werden.

Ein Bienenschwarm ist zu sehen, der sich um einen Ast umgeben hat. Dies machen die Bienen wegen dem Scharmflug.

Der Schwarm fliegt zuerst nur eine kurze Strecke und sammelt sich dort als Bienentraube an einem Ast oder einer anderen geschützten Stelle. Während die meisten Bienen dort ruhig hängen, suchen einige Späherinnen nach einem geeigneten neuen Nistplatz. Haben sie einen passenden Ort gefunden, zieht der ganze Schwarm gemeinsam dorthin.

Dieser Umzug muss innerhalb von 3 Tagen geschehen, denn nur so lange reichen die Vorräte, die die Bienen im Honigmagen mit sich tragen. Der Honigmagen ist ein spezieller Teil des Verdauungssystems der Honigbiene, der nicht der eigenen Verdauung dient, sondern als Transport- und Sammelbehälter für Nektar, Honigtau und Wasser. Während den 3 Tagen stechen die Bienen nicht, da sie keinen Stock zu beschützen haben.

Beeindruckende Kommunikation

Honigbienen kommunizieren auf beeindruckende Weise miteinander, um untereinander zu teilen, wo Futterquellen zu finden sind. Unter anderem kommen dabei diese zwei Tänze zum Einsatz:

  • Schwänzeltanz: Für weit entfernte Futterstellen (über 100 Meter entfernt vom Stock) tanzt die Biene in Halbkreisen und auf der geraden Strecke bewegt sie ihren Hinterleib hin und her. Richtung und Geschwindigkeit des Tanzes geben den anderen Bienen die ungefähre Lage und Entfernung der Nahrung an.

  • Rundtanz: Für nähere Futterstellen (bis 100 Meter) läuft die Biene abwechselnd rechts und links herum im Kreis. Je intensiver der Tanz ausgeführt wird, desto mehr Nahrung ist vorhanden.

Die Tänze zeigen den Sammlerinnen zwar nicht den exakten Ort, liefern aber eine wertvolle Orientierung. Zusätzlich nutzen die Bienen auch Duftstoffe, die sie an der Futterquelle oder unterwegs freisetzen, um den anderen den Weg zu erleichtern. Gemeinsam mit dem Gedächtnis erfahrener Sammlerinnen sorgt diese Kombination dafür, dass Honigbienen effizient ihre Nahrung finden.

Wildbienen

Während Honigbienen in grossen Völkern leben, sind die meisten Wildbienen Einzelgänger. Allein in der Schweiz gibt es über 600 Wildbienenarten, die sich in Grösse, Farbe und Verhalten unterscheiden. Manche sind kaum grösser als ein Reiskorn, während andere, wie Hummeln oder Holzbienen, aufgrund ihrer Grösse relativ auffällig sind.

Die meisten Wildbienen leben solitär. Das heisst, bis auf Hummeln und einige Furchenbienen bilden sie keine Staaten. Jede weibliche Biene baut ihr eigenes Nest und versorgt ihre Brut selbst. Die Wahl des Nistplatzes ist dabei sehr vielfältig:

Eine Garten-Wollbiene (Anthidium manicatum) sitzt auf einer Blume und rollt sich aus den Fasern eine Kugel zusammen.
  • Viele Arten graben ihre Nester in sandige oder lockere Böden, zum Beispiel die Rotpelzige Sandbiene (Andrena fulva).

  • Arten wie die Rote Mauerbiene (Osmia bicornis) nisten in hohlen Pflanzenstängeln oder alten Ästen.

  • Manche Arten, beispielsweise die Zweifarbige Schneckenhausbiene (Osmia bicolor), legen ihre Eier sogar in leere Schneckenhäuser oder mörteln ihre Nester an Steinen.

Für den Nestbau verwenden Wildbienen verschiedene Materialien wie Lehm, Sand oder Pflanzenteile. Ein spannendes Beispiel dafür ist die Garten-Wollbiene (Anthidium manicatum), die aus Pflanzenhaaren kleine "Wattebällchen" für ihre Brutzellen baut.

Wildbienen ernähren sich ebenfalls von Nektar und Pollen, speichern aber keinen Honig. Im Gegensatz zu den Honigbienen müssen sie nämlich nicht in grossen Völkern überwintern. Langfristige Vorräte sind nicht nötig, da die Biene ihre Brut nur während einer kurzen Lebensdauer im Jahr versorgen muss.

Manche Arten sind spezialisiert (oligolektisch) und sammeln nur Pollen von bestimmten Pflanzenarten. Andere Arten sind (wie die Honigbiene) polylektisch und nutzen verschiedene Pflanzenarten. Für diese ist es leichter, sich an veränderte Lebensräume anzupassen.

Bedrohungen

Viele Wild- und Honigbienen in der Schweiz und weltweit stehen unter Druck. Hier sind die wichtigsten Gefährdungen:

  • Schwindende Nahrungsgrundlage

    Immer weniger Wild- und Kulturpflanzen blühen über die Saison hinweg. Ursachen sind intensive Landwirtschaft, Überdüngung, häufiges Mähen und die Versiegelung von Flächen. Dadurch reduziert sich das Angebot von Nektar und Pollen. Besonders Wildbienen sind betroffen, da sie oft auf spezifische Pflanzen angewiesen sind und keine Hilfe durch ImkerInnen erhalten.

  • Fehlende Nistmöglichkeiten

    Viele Wildbienen sind auf offene Böden, hohle Pflanzenstängel oder Totholz angewiesen. Durch Versiegelung, intensive Bewirtschaftung oder städtische Entwicklung verschwinden diese Orte zunehmend.

  • Klimawandel

    Hitzewellen, veränderte Blütezeiten und extreme Wetterereignisse verschieben das empfindliche Gleichgewicht zwischen Nahrungsangebot und Bienenaktivität. Manche Arten finden nicht mehr genügend Nahrung zur richtigen Zeit, andere könnten durch veränderte oder sich ausbreitende Schädlinge und Krankheiten zusätzlich belastet werden. Ausserdem führt der Klimawandel dazu, dass Bienen empfindlicher auf Pestizide reagieren (Albacete et al., 2023; Soroye et al., 2020; Zapata-Hernández et al., 2024).

Diese Faktoren wirken zusammen und setzen die Bienenpopulation zunehmend unter Druck. Und wenn immer weniger Bienen überleben, bleiben auch immer mehr Pflanzen unbestäubt. Dadurch geraten unsere Ökosysteme und schlussendlich auch unsere eigene Ernährungssicherheit ins Risiko.

Was wir tun können

Bienen stehen heute vor vielen Herausforderungen. Wir können aber aktiv dazu beitragen, ihre Lebensbedingungen zu verbessern. Mit diesen einfachen Massnahmen können wir ihnen helfen:

  • Lebensräume schaffen: Heimische Wildblumen oder Kräuter aussäen und eine leicht verwilderte Fläche stehen lassen (Wilde Ecken).

  • Nistplatz anbieten: Schon nur ein Quadratmeter freier Sandboden reicht den Bodenbrütern, um ungestört ihre Nester anzulegen. Auch Totholz oder Stängel kann man mal liegen lassen, anstatt alles zu entfernen.

  • Schatten und Abkühlung bereitstellen: Eine Senke mit Moos oder ein flacher Teller mit befeuchtetem Kies kann den Bienen helfen, sich abzukühlen.

  • Verzicht auf chemische Mittel: Gärten ohne Pestizide, Herbizide oder Fungizide sind deutlich bienenfreundlicher und stören die Entwicklung der Bienen nicht.

Wenn wir alle ein Stück Verantwortung übernehmen und diese Massnahmen umsetzen, können wir sichere Lebensräume für Bienen schaffen. Gleichzeitig stärken wir die Bestäubung unserer Pflanzen und sorgen dafür, dass unsere Natur auch in Zukunft vielfältig und lebendig bleibt.

Bienennest in der Nähe?

Bienen sind geschützte und äusserst nützliche Insekten, eine Bekämpfung ist meistens weder notwendig noch erlaubt. Nur in Notfällen dürfen Bienennester entfernt werden. Sollten Sie ein Nest an einer ungünstigen Stelle finden, melden Sie sich am besten bei Bienen.ch.

Bienen Umsiedlung anfragen
Eine Biene fliegt von links her zu einem Bienenstock, wo bereits viele Bienen hocken und am Arbeiten sind